13.12.21

TR

Das Leben schreibt die besten Geschichten

Torsten Rohde schafft es wie kaum ein anderer, Leserinnen und Leser auch über soziale Medien für seine Bücher zu begeistern. Genau genommen ging sogar alles mit einer Twitter-Nachricht los. Mit ihr nämlich wurde Renate Bergmann geboren: eine Rentnerin, die frei von der Leber weg Geschichten aus dem Alltag erzählt - einfach so und mit großer Reichweite. Ihre Fangemeinde ist riesig und wächst stetig. Wir sprachen mit Autor Torsten Rohde über das Phänomen Renate Bergmann. Dabei haben wir interessante Entdeckungen gemacht: Was etwa hat eine Gummiunterlage im Hotelzimmer verloren? Wieso braucht es Strenge, Kekse und Kakao beim Lernen, aber keine Gänsekeulen zu Weihnachten? Und wieso ist eine Omi, die in Wirklichkeit gar nicht existiert, eigentlich so präsent?

Die 82-jährige Renate Bergmann ist Kult. Sie ist Kunstfigur und kommt doch vollkommen real rüber. Man muss sie gernhaben. Sie sind ihr Urheber. Was macht Renate Bergmann so besonders?

Ich glaube, jeder hat so ein Exemplar Oma oder Mutter entweder zu Hause auf dem Sofa sitzen oder trägt sie im Herzen und in den Erinnerungen. Renate ist eine Ansammlung von Klischees. Eine Oma, die genau wie Renate Bergmann ist, gibt es nicht, aber ich glaube, jeder findet ein Stückchen von seiner eigenen Oma in ihr wieder.

Renate Bergmann hat Power und das in jeder Hinsicht. Ihr eigenes Leben hat sie komplett umgekrempelt, oder?

Ja, ich habe früher als Buchhalter gearbeitet und bin nun Buchschreiber. Das war eine Wende um 180 Grad.

Vom Buchhalter zum Buchschreiber – von der Twitter-Nachricht auf die Spiegel-Bestseller-Liste: Was war maßgeblich für diesen Erfolg?

Ich glaube, dass da vieles zusammenkam: Die Arbeit und die Kontakte des Verlages, der den Buchhandel auf die Bücher aufmerksam machte, aber auch die Reichweite, die ich über Twitter und Facebook generiere. Und wenn ich das unbescheiden sagen darf: Wenn meine Texte schlecht wären, wäre die Buchreihe auch kein Erfolg geworden.

Renate Bergmann ist täglich auf Twitter, Facebook, Instagram & Co unterwegs. Auf Twitter hat sie mehr als 65.000 Follower. Welches Potenzial sehen Sie in den neuen Medien, um Menschen für Bücher und das Lesen zu gewinnen?

Ich kalkuliere da nicht. Aber ich freue mich über jeden, den ich über Social Media erreiche und zum Buch bewege. Solche Rückmeldungen bekomme ich tatsächlich häufig; Leser schreiben mir sinngemäß, dass sie schon jahrelang kein Buch mehr gekauft hatten, aber Renate Bergmann wäre lustig und das würden sie lesen.

Ist Renate Bergmann in erster Linie ein Internetphänomen oder eine Buchheldin? Wäre das eine ohne das andere überhaupt denkbar?

Mittlerweile gehört es zusammen. Natürlich erzähle ich in den täglichen Posts eher kleine Alltagsgeschichten und deute dort die Abenteuer aus den Büchern nur an, aber letztlich sind alles verschiedene Facetten der gleichen Figur.

Anfangs war es nicht klar, wer sich hinter Renate Bergmann verbirgt. Die Leute rätselten… Was war Ihre lustigste Outing-Situation?

Bei einer Lesung wurde das Hotelzimmer nicht auf meinen Namen gebucht, sondern auf Renate Bergmann. Mich erwartete ein barrierefreies Zimmer mit Gummiunterlage auf dem Laken.

Ein Autor, der in die Rolle einer agilen, klugen und doch etwas schrägen und schrulligen Rentnerin schlüpft. Das ist ungewöhnlich. Wieviel Renate Bergmann steckt in Torsten Rohde und umgekehrt?

Renate ist eine Art Rolle, in die ich schlüpfe, auch ohne, dass ich Schauspieler bin. Aber ich muss ihr ja die Worte passend und glaubhaft in den Mund legen. Manchmal sagt Renate Bergmann Dinge, die ich denke, aber das ist eher die Ausnahme. Die Schnittmengen sind da gering. Sie ist und bleibt eine Kunstfigur.

Gibt es Unterschiede in den Reaktionen der Menschen auf Renate Bergmann. Reagieren Ältere anders als Jüngere?

Nein. Das zieht sich eigentlich quer durch alle Altersklassen. Die einen sehen die Oma in Renate, andere die Mutter, wieder andere sich selbst.

Renate Bergmann erzählt frei von der Leber weg: Sie hat ein „Händi“ bekommen und das „Interweb“, „Fäßbock“, „Wickipeter“ und „Jutjup“ entdeckt. Das macht sie und auch den Erzählstil ihrer Bücher so sympathisch. Das bisschen Hüfte, meine Güte und Ich seh den Baum noch fallen hat der Spaß am Lesen Verlag in Einfache Sprache übersetzt. Welche Bedeutung kommt der Sprache für das Lesevergnügen zu?

„Das Leben schreibt die besten Geschichten“ sage ich immer, und ich erlebe es, dass in den Lesungen am meisten gelacht wird, wenn sich wahre Begebenheiten hinter den Geschichten verbergen. Kleine Alltagssituationen sprachlich so umzusetzen, dass sie jeder nachvollziehen kann und dass die Komik deutlich wird, ohne dass der Humor verletzt – das ist eine Herausforderung.

Wie würde Renate Bergmann Menschen zum Lesen ermuntern, denen dieses schwerfällt, weil sie es vielleicht nie lernen durften, sie eine Leseschwäche, eine andere Muttersprache oder eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung haben?

Renate kümmert sich mit einer gewissen Strenge, aber auch liebevoll um den Nachbarsjungen Jens-Dieter, der eigentlich Jeremie-Elias heißt. Sie macht Hausaufgaben mit ihm und bindet auch ihre Freundin Ilse, die pensionierte Lehrerin ist, mit ein. Da wird gelernt, und hinterher gibt es Kekse und Kakao.

Renate Bergmann gibt es inzwischen in 16 Bänden. Sie selbst sprudeln vor Ideen. Wie schaffen Sie es nur, dass Sie immer neue Einfälle haben?

Augen und Ohren offen halten und im Alltag beobachten, wie sich Menschen benehmen, das ist mein Motto. Zuhören, wie sie reden, lustige Situationen weiterspinnen, ohne dass sie albern werden – die Ideen liegen auf der Straße.

In ihren Büchern ist und bleibt Renate Bergmann 82 Jahre jung. Wenn Sie Geburtstag feiert, dann immer die der anderen. Wenn es aber doch Renates eigener wäre und Sie eine Rede halten würden, was würden Sie ihr sagen?

Große Reden mit Pathos sind weder mein Ding, noch passt sowas zu Renate. Deshalb würde ich Gesundheit wünschen und mit einem Korn mit ihr anstoßen. Ich glaube, das würde ihr gefallen.

Unter uns: Was essen Sie an Weihnachten? Frikassee mit Reis? Und mal ehrlich: Sehen Sie dieses Jahr den Baum noch fallen?

Ganz klassisch Kartoffelsalat und Würstchen. Durch die viele Nascherei zwischendurch ist doch gar kein Platz im Magen für üppige Gänsekeulen. Und ohne, dass der Baum fällt, ist es doch kein richtiges Weihnachten, oder?

Torsten Rohde schafft es wie kaum ein anderer, Leserinnen und Leser auch über soziale Medien für seine Bücher zu begeistern. Genau genommen ging sogar alles mit einer Twitter-Nachricht los. Mit ihr nämlich wurde Renate Bergmann geboren: eine Rentnerin, die frei von der Leber weg Geschichten aus dem Alltag erzählt - einfach so und mit großer Reichweite. Ihre Fangemeinde ist riesig und wächst stetig. Wir sprachen mit Autor Torsten Rohde über das Phänomen Renate Bergmann. Dabei haben wir interessante Entdeckungen gemacht: Was etwa hat eine Gummiunterlage im Hotelzimmer verloren? Wieso braucht es Strenge, Kekse und Kakao beim Lernen, aber keine Gänsekeulen zu Weihnachten? Und wieso ist eine Omi, die in Wirklichkeit gar nicht existiert, eigentlich so präsent?

Die 82-jährige Renate Bergmann ist Kult. Sie ist Kunstfigur und kommt doch vollkommen real rüber. Man muss sie gernhaben. Sie sind ihr Urheber. Was macht Renate Bergmann so besonders?

Ich glaube, jeder hat so ein Exemplar Oma oder Mutter entweder zu Hause auf dem Sofa sitzen oder trägt sie im Herzen und in den Erinnerungen. Renate ist eine Ansammlung von Klischees. Eine Oma, die genau wie Renate Bergmann ist, gibt es nicht, aber ich glaube, jeder findet ein Stückchen von seiner eigenen Oma in ihr wieder.

Renate Bergmann hat Power und das in jeder Hinsicht. Ihr eigenes Leben hat sie komplett umgekrempelt, oder?

Ja, ich habe früher als Buchhalter gearbeitet und bin nun Buchschreiber. Das war eine Wende um 180 Grad.

Vom Buchhalter zum Buchschreiber – von der Twitter-Nachricht auf die Spiegel-Bestseller-Liste: Was war maßgeblich für diesen Erfolg?

Ich glaube, dass da vieles zusammenkam: Die Arbeit und die Kontakte des Verlages, der den Buchhandel auf die Bücher aufmerksam machte, aber auch die Reichweite, die ich über Twitter und Facebook generiere. Und wenn ich das unbescheiden sagen darf: Wenn meine Texte schlecht wären, wäre die Buchreihe auch kein Erfolg geworden.

Renate Bergmann ist täglich auf Twitter, Facebook, Instagram & Co unterwegs. Auf Twitter hat sie mehr als 65.000 Follower. Welches Potenzial sehen Sie in den neuen Medien, um Menschen für Bücher und das Lesen zu gewinnen?

Ich kalkuliere da nicht. Aber ich freue mich über jeden, den ich über Social Media erreiche und zum Buch bewege. Solche Rückmeldungen bekomme ich tatsächlich häufig; Leser schreiben mir sinngemäß, dass sie schon jahrelang kein Buch mehr gekauft hatten, aber Renate Bergmann wäre lustig und das würden sie lesen.

Ist Renate Bergmann in erster Linie ein Internetphänomen oder eine Buchheldin? Wäre das eine ohne das andere überhaupt denkbar?

Mittlerweile gehört es zusammen. Natürlich erzähle ich in den täglichen Posts eher kleine Alltagsgeschichten und deute dort die Abenteuer aus den Büchern nur an, aber letztlich sind alles verschiedene Facetten der gleichen Figur.

Anfangs war es nicht klar, wer sich hinter Renate Bergmann verbirgt. Die Leute rätselten… Was war Ihre lustigste Outing-Situation?

Bei einer Lesung wurde das Hotelzimmer nicht auf meinen Namen gebucht, sondern auf Renate Bergmann. Mich erwartete ein barrierefreies Zimmer mit Gummiunterlage auf dem Laken.

Ein Autor, der in die Rolle einer agilen, klugen und doch etwas schrägen und schrulligen Rentnerin schlüpft. Das ist ungewöhnlich. Wieviel Renate Bergmann steckt in Torsten Rohde und umgekehrt?

Renate ist eine Art Rolle, in die ich schlüpfe, auch ohne, dass ich Schauspieler bin. Aber ich muss ihr ja die Worte passend und glaubhaft in den Mund legen. Manchmal sagt Renate Bergmann Dinge, die ich denke, aber das ist eher die Ausnahme. Die Schnittmengen sind da gering. Sie ist und bleibt eine Kunstfigur.

Gibt es Unterschiede in den Reaktionen der Menschen auf Renate Bergmann. Reagieren Ältere anders als Jüngere?

Nein. Das zieht sich eigentlich quer durch alle Altersklassen. Die einen sehen die Oma in Renate, andere die Mutter, wieder andere sich selbst.

Renate Bergmann erzählt frei von der Leber weg: Sie hat ein „Händi“ bekommen und das „Interweb“, „Fäßbock“, „Wickipeter“ und „Jutjup“ entdeckt. Das macht sie und auch den Erzählstil ihrer Bücher so sympathisch. Das bisschen Hüfte, meine Güte und Ich seh den Baum noch fallen hat der Spaß am Lesen Verlag in Einfache Sprache übersetzt. Welche Bedeutung kommt der Sprache für das Lesevergnügen zu?

„Das Leben schreibt die besten Geschichten“ sage ich immer, und ich erlebe es, dass in den Lesungen am meisten gelacht wird, wenn sich wahre Begebenheiten hinter den Geschichten verbergen. Kleine Alltagssituationen sprachlich so umzusetzen, dass sie jeder nachvollziehen kann und dass die Komik deutlich wird, ohne dass der Humor verletzt – das ist eine Herausforderung.

Wie würde Renate Bergmann Menschen zum Lesen ermuntern, denen dieses schwerfällt, weil sie es vielleicht nie lernen durften, sie eine Leseschwäche, eine andere Muttersprache oder eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung haben?

Renate kümmert sich mit einer gewissen Strenge, aber auch liebevoll um den Nachbarsjungen Jens-Dieter, der eigentlich Jeremie-Elias heißt. Sie macht Hausaufgaben mit ihm und bindet auch ihre Freundin Ilse, die pensionierte Lehrerin ist, mit ein. Da wird gelernt, und hinterher gibt es Kekse und Kakao.

Renate Bergmann gibt es inzwischen in 16 Bänden. Sie selbst sprudeln vor Ideen. Wie schaffen Sie es nur, dass Sie immer neue Einfälle haben?

Augen und Ohren offen halten und im Alltag beobachten, wie sich Menschen benehmen, das ist mein Motto. Zuhören, wie sie reden, lustige Situationen weiterspinnen, ohne dass sie albern werden – die Ideen liegen auf der Straße.

In ihren Büchern ist und bleibt Renate Bergmann 82 Jahre jung. Wenn Sie Geburtstag feiert, dann immer die der anderen. Wenn es aber doch Renates eigener wäre und Sie eine Rede halten würden, was würden Sie ihr sagen?

Große Reden mit Pathos sind weder mein Ding, noch passt sowas zu Renate. Deshalb würde ich Gesundheit wünschen und mit einem Korn mit ihr anstoßen. Ich glaube, das würde ihr gefallen.

Unter uns: Was essen Sie an Weihnachten? Frikassee mit Reis? Und mal ehrlich: Sehen Sie dieses Jahr den Baum noch fallen?

Ganz klassisch Kartoffelsalat und Würstchen. Durch die viele Nascherei zwischendurch ist doch gar kein Platz im Magen für üppige Gänsekeulen. Und ohne, dass der Baum fällt, ist es doch kein richtiges Weihnachten, oder?