08.09.21

Jungen-und Lesen

Jungen und Lesen

Das Problem scheint unlösbar: Wie kriegt man Jungen zum Lesen? Viele Jungen im Teenageralter rümpfen oft die Nase, wenn es ums Lesen geht. Langweilig, echt uncool und altmodisch – so in etwa lässt sich die Kritik der Young Adults zusammenfassen. Die vielen Untersuchungen, die zu diesem Thema bereits durchgeführt wurden, allen voran die Pisa-Studie, zeichnen ein ähnliches Bild: Jungen haben weniger Freude an Büchern und schneiden im Lesen schlechter ab als Mädchen.

Woran könnte es also liegen, dass Mädchen im Gegensatz zu Jungen ihre Freizeit sehr wohl mit Büchern verbringen? Könnte es an einem Unterschied im Gehirn liegen? An diese These haben sich schon Forscher gewagt, aber ohne klares Ergebnis. Vielleicht wäre die Verfolgung dieser These auch zu undankbar in unserer für Genderfragen so sensibilisierten Gesellschaft. Dass männliche und weibliche Gehirne sich unterschiedlich entwickeln, ist klar. Doch warum die Gehirne von Jungen anschließend häufig ganz klar Nein zum Buch sagen, sobald sich die ersten Barthaare an der Kehle kräuseln, bleibt ein Rätsel.

Ich bin kein Wissenschaftler, kann also nur Vermutungen anstellen, doch auf Grund meiner eigenen Erfahrung auf diesem Gebiet würde ich sagen, dass das Gehirn von Jungen in der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein ganz klar auf „Tun” steht. Und auf „Triebe“ – es geht um die Hackordnung. Sich beweisen, rausgehen und einen draufmachen – diesen Drang verspüren viele männliche Heranwachsende; nicht so sehr jedoch den Drang, zu Hause auf dem Sofa ein Buch zu lesen.

Natürlich spielen dabei auch die Mechanismen von Natur und Kultur eine Rolle. Wer in einer Umgebung aufwächst, in der Kultur als wichtig erachtet wird, wird ganz sanft automatisch in Richtung Buch geschubst. Wer sieht, dass gelesen wird, liest selbst auch. Und auch in Umgebungen, in denen hauptsächlich der Fernseher als Freizeitbeschäftigung dient, ist nicht gleich alles verloren. Manche Jungen holen den Rückstand trotzdem auf. Sie studieren oder wählen einen Beruf, in dem man (viel) lesen muss. Über das Lesen für Studium oder Beruf finden viele dann doch noch den Weg zur Freizeitlektüre. Es ist ja schließlich kein Weg in Stein gemeißelt. Sonst gäbe es wohl auch kaum so viele ausgezeichnete Autoren und Wissenschaftler.

Bitter wird es jedoch, wenn all diese Anregungen fehlen: dann nämlich, wenn Väter sich beim Vorlesen vornehm zurückhalten, weil das „nicht so ihr Ding“ ist, und sie somit kein positives Lesebeispiel abgeben, oder auch in Familien, die eine gewisse Kulturfeindlichkeit an den Tag legen. Lesen wird von diesen Bevölkerungsteilen als „was für Frauen“ wahrgenommen, als ein Hobby für Mädchen. Dies trifft vor allem auf Kulturen und Bevölkerungsteile mit scharf definierten Geschlechtergrenzen und Rollenauffassungen zu.

Hinzu kommt, dass das Bildungssystem vor allem weiblich geprägt ist – das heißt: Der Anteil männlicher Lehrkräfte ist im Vergleich zum Anteil der weiblichen gering. Und weibliche Lehrkräfte, um im Klischee zu bleiben, suchen beim Lesen eher die große Emotion und wählen häufig Romane, die dieser Vorliebe entgegenkommen, die gerade im Trend liegen oder als literarisch gelten. Das ist nachvollziehbar. Dennoch sind dies meist nicht die Bücher, die Jungen mögen oder gar freiwillig lesen würden. In dieser Lebensphase, in der sich alles darum dreht, cool zu sein, löst Literatur bei den meisten Heranwachsenden keine Euphorie aus.

Auch die Herausgeber sind oft keine Hilfe. Zu selten erscheinen Titel speziell für Jungen, vor allem in den Bereichen Sachbuch, Fantasy oder Science Fiction. Das ist auch wenig verwunderlich, denn die Verlage sind die Abhängigen im Nachfrage-Angebot-Spiel – wenn die Nachfrage nicht da ist, steht es nicht zu erwarten, dass diese mehr oder nur noch Bücher für Jungen herausbringen. Doch zum Glück zeichnet sich langsam eine Trendwende ab. Wer die Boys and Books-Website aufmerksam verfolgt, sieht, dass immer mehr Titel für Jungen erscheinen.

Gerade Jungen aus bildungsfernen Schichten in der Sekundarstufe sind anfällig. Gerade für sie sind in dieser Zeit das Lesen und die Ruhe, die ein Buch bietet, so wichtig. Und gerade dort setzen wir an. Wir wollen unser Programm für Jungen attraktiv machen. Auch deswegen erschien kürzlich die Biografie von Özil in Einfacher Sprache. Der Fußballer mit türkischen Wurzeln wurde oftmals kritisiert und ist doch unglaublich talentiert. Mit Zustimmung dieses großen Fußballers haben wir seine Biografie nun vereinfacht. Denn Özils Geschichte macht Mut; er hat hart dafür gearbeitet, Profifußballer zu werden und seinen Weg gegen alle Wahrscheinlichkeit gemacht.

Das Problem scheint unlösbar: Wie kriegt man Jungen zum Lesen? Viele Jungen im Teenageralter rümpfen oft die Nase, wenn es ums Lesen geht. Langweilig, echt uncool und altmodisch – so in etwa lässt sich die Kritik der Young Adults zusammenfassen. Die vielen Untersuchungen, die zu diesem Thema bereits durchgeführt wurden, allen voran die Pisa-Studie, zeichnen ein ähnliches Bild: Jungen haben weniger Freude an Büchern und schneiden im Lesen schlechter ab als Mädchen.

Woran könnte es also liegen, dass Mädchen im Gegensatz zu Jungen ihre Freizeit sehr wohl mit Büchern verbringen? Könnte es an einem Unterschied im Gehirn liegen? An diese These haben sich schon Forscher gewagt, aber ohne klares Ergebnis. Vielleicht wäre die Verfolgung dieser These auch zu undankbar in unserer für Genderfragen so sensibilisierten Gesellschaft. Dass männliche und weibliche Gehirne sich unterschiedlich entwickeln, ist klar. Doch warum die Gehirne von Jungen anschließend häufig ganz klar Nein zum Buch sagen, sobald sich die ersten Barthaare an der Kehle kräuseln, bleibt ein Rätsel.

Ich bin kein Wissenschaftler, kann also nur Vermutungen anstellen, doch auf Grund meiner eigenen Erfahrung auf diesem Gebiet würde ich sagen, dass das Gehirn von Jungen in der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein ganz klar auf „Tun” steht. Und auf „Triebe“ – es geht um die Hackordnung. Sich beweisen, rausgehen und einen draufmachen – diesen Drang verspüren viele männliche Heranwachsende; nicht so sehr jedoch den Drang, zu Hause auf dem Sofa ein Buch zu lesen.

Natürlich spielen dabei auch die Mechanismen von Natur und Kultur eine Rolle. Wer in einer Umgebung aufwächst, in der Kultur als wichtig erachtet wird, wird ganz sanft automatisch in Richtung Buch geschubst. Wer sieht, dass gelesen wird, liest selbst auch. Und auch in Umgebungen, in denen hauptsächlich der Fernseher als Freizeitbeschäftigung dient, ist nicht gleich alles verloren. Manche Jungen holen den Rückstand trotzdem auf. Sie studieren oder wählen einen Beruf, in dem man (viel) lesen muss. Über das Lesen für Studium oder Beruf finden viele dann doch noch den Weg zur Freizeitlektüre. Es ist ja schließlich kein Weg in Stein gemeißelt. Sonst gäbe es wohl auch kaum so viele ausgezeichnete Autoren und Wissenschaftler.

Bitter wird es jedoch, wenn all diese Anregungen fehlen: dann nämlich, wenn Väter sich beim Vorlesen vornehm zurückhalten, weil das „nicht so ihr Ding“ ist, und sie somit kein positives Lesebeispiel abgeben, oder auch in Familien, die eine gewisse Kulturfeindlichkeit an den Tag legen. Lesen wird von diesen Bevölkerungsteilen als „was für Frauen“ wahrgenommen, als ein Hobby für Mädchen. Dies trifft vor allem auf Kulturen und Bevölkerungsteile mit scharf definierten Geschlechtergrenzen und Rollenauffassungen zu.

Hinzu kommt, dass das Bildungssystem vor allem weiblich geprägt ist – das heißt: Der Anteil männlicher Lehrkräfte ist im Vergleich zum Anteil der weiblichen gering. Und weibliche Lehrkräfte, um im Klischee zu bleiben, suchen beim Lesen eher die große Emotion und wählen häufig Romane, die dieser Vorliebe entgegenkommen, die gerade im Trend liegen oder als literarisch gelten. Das ist nachvollziehbar. Dennoch sind dies meist nicht die Bücher, die Jungen mögen oder gar freiwillig lesen würden. In dieser Lebensphase, in der sich alles darum dreht, cool zu sein, löst Literatur bei den meisten Heranwachsenden keine Euphorie aus.

Auch die Herausgeber sind oft keine Hilfe. Zu selten erscheinen Titel speziell für Jungen, vor allem in den Bereichen Sachbuch, Fantasy oder Science Fiction. Das ist auch wenig verwunderlich, denn die Verlage sind die Abhängigen im Nachfrage-Angebot-Spiel – wenn die Nachfrage nicht da ist, steht es nicht zu erwarten, dass diese mehr oder nur noch Bücher für Jungen herausbringen. Doch zum Glück zeichnet sich langsam eine Trendwende ab. Wer die Boys and Books-Website aufmerksam verfolgt, sieht, dass immer mehr Titel für Jungen erscheinen.

Gerade Jungen aus bildungsfernen Schichten in der Sekundarstufe sind anfällig. Gerade für sie sind in dieser Zeit das Lesen und die Ruhe, die ein Buch bietet, so wichtig. Und gerade dort setzen wir an. Wir wollen unser Programm für Jungen attraktiv machen. Auch deswegen erschien kürzlich die Biografie von Özil in Einfacher Sprache. Der Fußballer mit türkischen Wurzeln wurde oftmals kritisiert und ist doch unglaublich talentiert. Mit Zustimmung dieses großen Fußballers haben wir seine Biografie nun vereinfacht. Denn Özils Geschichte macht Mut; er hat hart dafür gearbeitet, Profifußballer zu werden und seinen Weg gegen alle Wahrscheinlichkeit gemacht.