06.09.23

Weltalphatag

Weltalphabetisierungstag im September

Am 8. September 2023 ist der Weltalphabetisierungstag! Jährlich gibt es an diesem Tag bundesweit viele Veranstaltungen und Beratungsangebote, um auf die Themen Alphabetisierung und Grundbildung aufmerksam zu machen.

 

Auch in diesem Jahr wird der Weltalphabetisierungstag mit zahlreichen Aktivitäten gefeiert. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um die Bevölkerung auf ein unterschätztes Problem aufmerksam zu machen, von dem viele betroffen sind. Geringe Lese- und Schreibkenntnisse sind ein Problem, das viele Ungleichheiten mit sich bringt. Es ist gut und wichtig, dass diesem Thema am 8. September so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.

 

In unseren Nachbarländern ist es nicht anders. Auch dort hat das Bewusstsein für geringe Lese- und Schreibkenntnisse besonders im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen. In den Niederlanden beispielsweise wird dem Thema sogar eine ganze Woche gewidmet. Es gibt keine Stadt, in der nicht ein kleineres oder größeres "Low Literacy Festival" stattfindet. Mittlerweile kennt fast jeder den Begriff, obwohl es immer noch viele Missverständnisse darüber gibt. Nicht wenige verwechseln geringe Lese- und Schreibfähigkeit mit Analphabetismus, viele sehen darin ein aufgebauschtes Problem, und es besteht eine gewisse Tendenz, zu schnell mit dem Finger auf die Bildung zu zeigen.


Während in Europa die "Sensibilisierungsindustrie" auf Hochtouren läuft, ist es in anderen Teilen der Welt viel ruhiger. In Asien, Südamerika, Afrika - dort, wo die Menschen eigentlich die meiste Unterstützung. Die Probleme dort haben wesentlich größere Ausmaße. Denn hier ist nicht nur die geringe Alphabetisierung (unzureichende Lese- und Schreibfähigkeiten) problematisch, sondern vor allem der Analphabetismus (überhaupt nicht lesen und schreiben können).


Von allen Kontinenten hat Afrika immer noch die höchste Analphabetenrate. Die acht Länder mit den höchsten Werten befinden sich auf diesem Kontinent. Niger liegt mit 85 % Analphabeten an der Spitze. Senegal, die Nummer 8, hat immer noch eine Quote von 65 %, zwei Drittel der Bevölkerung dort können nicht lesen und schreiben.


In diesen Ländern wird dem Weltalphabetisierungstag keine Aufmerksamkeit geschenkt, es gibt keine Kampagnen, die Regierung ist häufig machtlos und das Problem scheint zu groß um irgendwo anzufangen. Oft scheitern Bemühungen an unzureichenden Mitteln. Drohende politische Unruhen und ständige Machtwechsel fordern ihren Tribut.


Was bedeutet es, in einem solchen Land Analphabet zu sein? Welche Chancen und Möglichkeiten gibt es, zur Schule zu gehen? Wie kann man ohne diese Fähigkeiten überleben und was bedeutet dieser Analphabetismus für das Land selbst?

 

Ich werde es erleben. Im September werde ich knapp einen Monat lang das Land erkunden, auch um zu sehen, wie ernst die Regierung das Problem nimmt. Am Weltalphabetisierungstag sitzt dieser Kolumnist also nicht auf seinem Verlegersessel in Münster, sondern läuft in Accra herum und interviewt Jugendliche und Erwachsene über ihr Leben ohne das geschriebene Wort.

 

Ich werde Sie auf dem Laufenden halten!

(Bilder: bpb & Canva)