03.02.25

2024: Ein Rückblick
Es gibt diese Jahre, die ein wenig schwierig beginnen, dann aber plötzlich doch erfolgreich werden. Es ist wie eine Box mit vielen verschiedenen Geschenken, die etwas zu gut eingepackt wurde: Zuerst ist die Box schwer zu öffnen - die Schleife ist zu fest, es wurde zu viel Klebeband benutzt und man denkt: Macht nichts, dann warte ich bis morgen - bis der Deckel der Box plötzlich doch aufspringt und ein schönes, besonderes Geschenk nach dem anderen zum Vorschein kommt. 2024 war solch ein Jahr für unseren Verlag.
Das war überraschend, denn das Jahr begann alles andere als vielversprechend. Die gesamte Weltlage (Kriege und steigende Inflation) gab Anlass zur Sorge: Die Kosten für fast alle Ausgaben des Verlags (besonders für den Druck) stiegen enorm an. Wie viele Bücher können wir in diesem Jahr überhaupt veröffentlichen, mussten wir uns fragen. Denn vielleicht sollten wir lieber vorsichtig sein. Keine weitere Planung ohne einen Taschenrechner. Das neue Projekt „Einfach und Aktuell Thema“, eine wöchentliche Zeitung als Ergänzung mit speziellem Themenfokus, mussten wir schon nach kurzer Zeit überdenken.
Trotzdem haben wir mit Zuversicht an den großen Messen, der Didacta und der Leipziger Buchmesse, teilgenommen. Und da kam das erste Geschenk. Die Messen waren ein großer Erfolg. All die Besucherinnen und Besucher, die vielen Komplimente und freudigen Bekundungen: „Hätte ich doch Ihren Verlag nur früher entdeckt!“ Mit jedem Messetag stieg unsere Zuversicht weiter. Auf der Didacta war der Andrang so groß, dass wir schon am dritten Tag keine Kataloge mehr hatten, um sie zu verteilen.
Das zweite Geschenk war, dass auch die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt wieder ins Gleichgewicht zu kommen schienen. Denn die Corona-Zeit war nicht spurlos an unserem Team vorbeigegangen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns lange treu waren, kündigten plötzlich - angelockt von neuen Möglichkeiten, die sich plötzlich boten. Aber nun gibt es eine neue Generation von Mitarbeitern. Engagiert, motiviert, mit frischem Enthusiasmus. Wir sind endlich wieder vollständig.
Und: Wir haben im Jahr 2024 viele Preise gewonnen. Im März wurde ich erstmals zum Botschafter für Alphabetisierung ernannt. Unerwartet erhielten wir dann wenig später auch einen der Deutschen Verlagspreise, den wir in Frankfurt auf der Buchmesse entgegennehmen durften. Claudia Roth, die deutsche Staatsministerin für Medien und Kultur, hielt dort eine wunderbare Rede über die große Bedeutung von Büchern.
Als Sahnehäubchen haben wir dann im letzten Jahr ein besonderes Projekt verwirklicht: Eine Sammlung von mehr als 25 Briefen, geschrieben von Menschen mit niedrigem Bildungsstand über ihr Leben ohne Lese- und Schreibfähigkeiten. Gemeinsam mit dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., der Stiftung Grundbildung Berlin und dem Alfa-Selbsthilfe Dachverband e.V. haben wir dieses Buch mit dem Titel „Briefe von gering literalisierten Menschen an Frank Walter Steinmeier“ veröffentlicht. Das Buch landete schließlich sogar auf seinem Schreibtisch. Er hatte zwar keine Zeit für eine persönliche Übergabe aber nutzte die Gelegenheit, den Autoren (und uns als Projektteam) einen Brief zu schreiben. Darin betont der Bundespräsident, wie wichtig er dieses Projekt findet.
Weiter schreibt er darüber, dass die Briefe zeigen, wie schwer es sein muss, als gering literalisierter Mensch in einer Gesellschaft wie der in Deutschland zu leben. Wie viel Mut und Willenskraft es dann wiederum braucht, um die eigene Geschichte wiederum zu Papier zu bringen. Organisationen, die Menschen helfen, lesen zu lernen, bieten nicht nur ein großes Gemeinschaftsgefühl, sondern tragen auch zur Stärkung der Demokratie bei. Denn eine gut funktionierende Demokratie profitiert von einer Bevölkerung, die lesen und sich informieren kann. Nur so hat man Zugang zu Informationen und kann diese richtig einschätzen.
Ein besonderer Brief des Bundespräsidenten. Der Demokratie helfen, den Menschen eine Stimme geben - das ist es auch, was wir mit unseren Büchern und Zeitungen in Leichter und Einfacher Sprache für unsere Leserinnen und Leser und auch die Gesellschaft tun wollen.
Schöner hätte das Jahr 2024 für uns also nicht enden können!
Bild: © Canva