08.05.24

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Botschafter der Alphabetisierung in Deutschland

Plötzlich tragen Sie den ehrenvollen Titel "Botschafter der Alphabetisierung" in Deutschland. Ein Titel, der seit 2003 verliehen wird – diesmal im 40. Jubiläumsjahr – vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung. Dieser Verband setzt sich für die Rechte von (funktionalen) Analphabeten ein und zählt zu seinen Preisträgern Minister, berühmte Fußballer und bekannte Journalisten.

Letzten Freitag hatte ich die Ehre, diesen Titel als erster Niederländer und Gründer unseres Verlags entgegenzunehmen. Doch ich war nicht allein: Enrico Bakán, der erst im Erwachsenenalter lesen und schreiben lernte, sowie Jutta Schmitt, die sich unermüdlich für Erwachsene mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen einsetzt, wurden ebenfalls ausgezeichnet.

Der Bundesverband feierte gleichzeitig sein 40-jähriges Bestehen. Das große Fest fand im Festsaal im historischen Rathaus der Stadt Münster statt. Marion Döbert, eine der Gründerinnen des BVAG und bekannte Aktivistin für Erwachsenenbildung und Alphabetisierung, hielt die Laudatio auf mich. Obwohl ich vorher geübt habe, konnte ich nicht verhindern, rot zu werden, als sie von Pionierarbeit, Aktivismus und der Zauberei sprach, Literatur erfolgreich zu machen.

Nach 30 Jahren, von denen ich die Hälfte in Deutschland tätig war, fühlte ich mich geehrt, diese Anerkennung zu erhalten. Das Lob floss wie Lava, und ich spürte, wie ich einige Zentimeter gewachsen bin.

In meiner Dankesrede betonte ich die Bedeutung eines breiten Angebots an leicht verständlichen Büchern im Kampf gegen den funktionalen Analphabetismus. Der Preis ist ein Beweis dafür, dass ich mit dieser Überzeugung nicht allein dastehe. Unser Verlag und der Bundesverband haben mehr gemeinsam als nur den Sitz in derselben Stadt. Unsere Geschichte ist geprägt von dem Motto: “Kämpfe um deine Legitimation.” Obwohl die geringe Lese- und Schreibkompetenz heute mehr Beachtung findet, ist sie immer noch mit einem Tabu behaftet. Politiker setzen sich nur bedingt für dieses Thema ein.

Der BVAG hält das Bewusstsein für (funktionalen) Analphabetismus in der Gesellschaft lebendig und motiviert Menschen zur Weiterbildung. 

Unser Verlag, Spaß am Lesen, sorgt dafür, dass Menschen mit Grundkompetenzen einen Lesevorrat aufbauen können. Stillstand ist Rückschritt, daher müssen Menschen mit geringen Lesefähigkeiten weiterlesen und Lesekilometer sammeln.

Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass unsere Zielgruppe wahrgenommen wird und weiterhin einen Platz auf der politischen Agenda hat. Niemand sollte sich für seine geringe Lesekompetenz schämen müssen!