05.03.25

Didacta 2025: Schlagwort „Demokratie“

In diesem Jahr stand Europas größte Bildungsmesse, die Didacta, unter dem Motto „Demokratie“. Oder besser gesagt, was Bildung für die Demokratie bedeutet. Das vollständige Motto lautete: „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“. Wie es der Zufall wollte, fanden die vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland eine Woche nach der Messe statt, sodass das Thema Demokratie brandaktuell war. Der Wahlkampf neigte sich dem Ende zu und alle waren gespannt auf die Wahlergebnisse am Sonntag, dem 23. Februar.

Einige politische Parteien hatten sogar einen Stand auf der Messe, vor Ort war beispielsweise auch die AfD. Das hatte bereits im Vorfeld zu vielen empörten Reaktionen geführt und während der Messe selbst gab es täglich Demonstrationen vor dem Stand. Deshalb herrschte eine leicht angespannte Stimmung auf der sonst so ruhigen Bildungsmesse. Der Stand der AfD war ständig Gesprächsthema und stärkte den Zusammenhalt zwischen allen Anwesenden auf der Messe: Man musste Anderen gegenüber nur die Aufregung rund um den AfD-Stand erwähnen, hatte sofort etwas zu diskutieren und fühlte sich miteinander verbunden. Natürlich erklärte sich niemand offen zur Befürworter:in der Partei. 

Manche Verläge hatten alles, was sie zum Thema „Demokratie“ in ihrem Verlagsprogramm anzubieten hatten, zusammengetragen und breit ausgestellt. Lobenswert. Dabei fiel jedoch auf, dass ein Großteil der Bücher nur die theoretischen Merkmale der Demokratie behandelte. Entstehung und Geschichte von Demokratie, die Idee dahinter, die „Spielregeln“. Nützliche Informationen natürlich, die vor allem für Kinder gedacht waren – obwohl man manchmal den Wunsch hat, dass auch Erwachsene sie sorgfältiger lesen würden… Aber wenn man die entsprechenden Seiten durchblättert, bleibt man oft mit einem Gefühl von Unklarheit zurück. Das passiert oft, wenn über Demokratie geschrieben wird: Viele Informationen werden sehr abstrakt präsentiert und sind für Laien nur schwer zu begreifen. Dies wurde auch bei den verschiedenen Veranstaltungen und Diskussionen deutlich: Das Wort „antidemokratisch“ wurde als „teuflisches Gegenstück“ zu Demokratie regelmäßig verwendet. Das Publikum war dann immer gleich bestürzt und schockiert, ohne dass es weitere Nachfragen gab. 

Wer sich um die Demokratie sorgt, muss aber konkret werden und den Finger in die Wunde legen. Und wie tut es am meisten weh? Mit klarer und unmissverständlicher Sprache. Schlagworte ohne Erklärung hingegen verlieren mit der Zeit immer ihre Wirkung. Besonders, wenn man sie zu oft benutzt – der Peter-und-der-Wolf-Effekt. Wer sich nun die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl ansieht, stellt fest, dass der Prozess Demokratie gut funktioniert. Mehr als 80 Prozent der Deutschen waren wählen. Die Bevölkerung spürt die Dringlichkeit, der eigenen Stimme Gehör zu verschaffen und die Zahl der Menschen, die dies nicht taten, war vergleichsweise niedrig. Demokratie in ihrer Bestform. 

Der Spaß am Lesen-Verlag war auf der Didacta auch mit einem Stand vertreten, der gut besucht war. Jedes Jahr gibt es dort neue Lehrkräfte, die uns zum ersten Mal entdecken. Hin und wieder fragte jemand, welches Material wir zum Thema Demokratie anbieten würden. Ich deutete dann mit einer ausladenden Geste auf alle ausgestellten Bücher und sagte: „Das alles!“ Die Besucher:innen schauten sich die Titel dann noch einmal verwundert an. „Aber das ist doch Literatur, ich sehe keine Informationen zum Thema Demokratie.“ Ich erklärte ihnen: „Demokratie beginnt damit, dass man sich selbst informieren kann. Und das wiederum beginnt damit, dass man gut lesen kann. Denn wer nicht gut lesen kann, lässt sich leichter täuschen, lässt sich schneller etwas einreden oder ist zu lange misstrauisch.“ 

Gute Demokratie funktioniert erst mit einem angemessen hohen Leseniveau unter der Bevölkerung. Und daran arbeiten wir mit unserer Mission, durch Bücher in Einfacher Sprache den Spaß am Lesen zu fördern!



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