04.12.24

Zurck zum Absender

Jeder hat ein Recht auf verständliche Briefe!

Wahrscheinlich ist es auch Ihnen schon passiert: Sie erhalten einen Brief oder einen Anruf von einer nationalen oder lokalen Behörde, dessen Inhalt Sie nicht direkt verstehen. Zuerst denken Sie dann vielleicht, dass es an Ihnen liegt. Aber auch bei genauerem Lesen lässt sich der Inhalt des Briefes nicht erschließen. Der Brief scheint ein unlösbares Rätsel zu sein und alles zu tun, um nicht verstanden zu werden. Immer wieder überfliegen Sie den Brief auf der Suche nach dem Sinn der Sätze. Was wird eigentlich von mir verlangt?

Kommt Ihnen das bekannt vor? In Deutschland tun Regierung und Behörden sehr wenig, um klar zu kommunizieren - vor allem, wenn es um Gesetze und Maßnahmen geht. Hier ist die juristische Genauigkeit das A und O. Die Verfasser kümmern sich weniger darum, ob ihre Texte gut verständlich sind: Sie sind vor allem darauf bedacht, dass die Texte klare Regelungen schaffen. Das Ergebnis sind jedoch unleserliche Briefe, die man oft mehrmals und mit viel Aufmerksamkeit lesen muss, um zu verstehen, was darin steht. Vor allem, wenn man herausfinden will, was darin eigentlich von einem verlangt wird. 

Ein Drittel der Bevölkerung erreicht jedoch gar nicht das Sprachniveau, auf dem diese Briefe geschrieben sind. Für diese Menschen sind schwierige Briefe ein Albtraum. Die vielen unverständlichen Wörter sind wie eine undurchdringliche Wand, durch die man nicht hindurchkommt. Dann macht sich bei dem Leser schnell Verzweiflung breit. Die Folge: Der Brief weg wird weggelegt und vergessen. Es folgen Mahnungen und Bußgelder. Oder man bekommt nicht die Hilfe, die einem zusteht. Dies trifft nun ausgerechnet die Menschen, die oft ohnehin zur einkommensschwachen Gruppe zählen. 

Ist das gerecht? Und wer ist schuld daran, wenn ein Brief zu schwierig geschrieben ist? Sind es die Leser oder sollten vielleicht eigentlich die Absender zweimal über den Inhalt der Briefe nachdenken? Seit nicht allzu langer Zeit wurde das Recht auf verständliche Sprache für alle im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) festgesetzt. Für Websites gibt es zudem mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ab Juni 2025 eine Pflicht, Informationen verständlich und barrierefrei zu machen - und das sind wichtige Schritte. Aber es gibt nur langsam Fortschritte. Deshalb haben wir, gemeinsam mit der Agentur Klar und Deutlich, die Aktion „Zurück zum Absender“ gestartet. Mit der Aktion wollen wir die Behörden in Deutschland für die Verständlichkeit ihrer Briefe sensibilisieren. 

Die Kampagne funktioniert ganz einfach: Wenn Sie einen Brief erhalten, dessen Inhalt Sie nicht verstehen, schicken Sie ihn mit einem Aufkleber zurück. Darauf steht: „Zurück zum Absender: Dieser Brief ist zu schwierig.“ Dazu legen Sie einen Flyer, in dem erklärt wird, wie der Inhalt eines Briefes verständlich formuliert werden kann. Die Aufkleber und Flyer können seit letztem Monat kostenlos bei der Agentur Klar und Deutlich bestellt werden. Die Aktion ist bereits ein großer Erfolg: Innerhalb weniger Wochen haben wir nun schon mehr als 1.000 Aufkleber und Flyer verschickt. Andere Organisationen haben sich an der Aktion beteiligt und tun nun ihr Bestes, um noch mehr Menschen damit zu erreichen. Die große Resonanz zeigt sich auch durch viele Likes und Kommentare in den Sozialen Medien. 

Klar ist: Wir haben auf ein wichtiges Thema aufmerksam gemacht. Denn Verstehen ist ein allgemeines Recht. Das gilt nicht nur für Menschen, die Lese- oder Sprachschwierigkeiten haben, sondern für alle! Es sollte nicht nötig sein, einen wichtigen Brief mehrmals lesen zu müssen! Unterstützen Sie deshalb unsere Aktion. Bestellen Sie die Aufkleber und Flyer auf der Website der Agentur Klar und Deutlich. Je mehr Leute mitmachen, desto mehr Menschen erfahren, wie wichtig verständliche Briefe sind.