07.12.23

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Mit dem Feind verbünden

Mir wird oft die Frage gestellt: Wie bekommen Sie eigentlich Ihre Leser? Gute Frage, denn unsere Leser sind oft unerfahrene, zögerliche Leser, die nicht selbst auf der Suche nach Büchern oder anderem Lesestoff sind. Im Gegenteil, sie machen oft einen großen Bogen darum. Wenn diese Leser zum größten Teil die Zielgruppe ist, stellt dies eine Herausforderung für einen Verleger dar. Denn ohne Bücher an das entsprechende Lesepublikum zu verkaufen, haben Sie als Verleger ein ziemlich schwieriges Dasein. Wir lösen das Problem, indem wir nicht nach unseren Lesern suchen (schließlich trägt niemand trägt ein Schild um den Hals, auf dem steht: “Ich kann nicht richtig lesen und schreiben”), sondern wir drehen das Ganze um: Wir sorgen dafür, dass wir gefunden werden. Und das bedeutet, dass wir an ihre Informationsquellen anknüpfen. Diese sind oft nicht textlich, sondern visuell. 

Die sozialen Medien oder YouTube spielen im Leben vieler unserer Leser eine große Rolle. Wer eine Gebrauchsanweisung nicht richtig lesen kann, findet sie im Internet. Dort gibt es immer jemanden, der es gut erklären kann. Statt sich den Kopf über einen schwierigen Text zu zerbrechen, spielt man das Video ab und weiß dann ziemlich genau, was zu tun ist. Das Visuelle ist für unsere Leser extrem wichtig, anderweitig würden ihnen Informationen vorenthalten werden. Für uns ergibt sich daraus eine scheinbar paradoxe Situation. Wir möchten unsere Leser dazu zu bringen, zu einem Buch zu greifen. Aber anstatt unsere Überzeugungen mit Worten zu verkaufen, tun wir dies (teilweise) auch mit Beiträgen auf Social Media und sonstigen visuellen Hilfsmitteln. Mit dem Feind verkehren, könnte man zugespitzt sagen. 

Unser Vorsatz für 2024 lautet daher: Wir möchten noch mehr für unsere visuelle Präsenz tun. Öfter Videos auf sozialen Netzwerken posten, Videointerviews mit Autoren zusammenstellen, spannende Buchtrailer erstellen. Kurzum, mehr mit bewegten Bildern und Videos arbeiten, um unsere Leser zu erreichen und ihnen den Spaß am Lesen zu vermitteln.

Bild: Canva