26.05.25
Wirkung von Einfacher Sprache: Studien bestätigen den Nutzen verständlicher Lektüre

Lesen soll Spaß machen – und möglich sein. Doch für viele Menschen ist das nicht selbstverständlich. Ob aufgrund von geringer Lesekompetenz, einer anderen Muttersprache oder Lernschwierigkeiten: Komplexe Texte schließen Menschen aus. Unser Verlag arbeitet seit Jahren daran, mit Büchern in Einfacher Sprache eine Brücke zu schlagen.
Und auch von Seiten der Wissenschaft gibt es mittlerweile eine klare Botschaft: Einfache Sprache hat ihren Nutzen. Wir möchten Ihnen hier drei wissenschaftliche Studien beispielhaft vorstellen.
1. Mehr Lesekompetenz im DaF-Unterricht – durch vereinfachte Lektüre
Eine Studie am tschechischen Privatgymnasium „Da Vinci“ untersuchte, wie sich unterschiedliche Textarten auf die Lesefähigkeit im Fach Deutsch als Fremdsprache (DaF) auswirken. Zwei Gruppen arbeiteten mit dem Klassiker Im Westen nichts Neues – einmal in Einfacher Sprache (vom Spaß am Lesen Verlag), einmal als Graphic Novel.
Das Ergebnis ist deutlich:
- Die Gruppe mit dem vereinfachten Text erzielte 20 % bessere Ergebnisse beim Lesetest.
- Insgesamt war die Methode fünfmal effektiver als das Lesen der Graphic Novel.
Ein Grund: Die Graphic Novel war textlastig, komplex und schwer zu entschlüsseln – sie überforderte viele Schüler:innen. Die einfache Version dagegen blieb im Lernbereich der Leser:innen – und konnte dadurch etwas bewirken.
Studie: Neradová, Z. (2023). Comicbücher als eine Methode zur Steigerung der Lesekompetenz im DaF-Unterricht
2. 22 % Leistungssteigerung in Schweden durch einfache Jugendliteratur
Auch eine schwedische Studie zeigt: Einfachere Bücher motivieren – und verbessern das Leseverständnis. An schwedischen Oberstufenschulen wurde das Buch Tschick in vereinfachter Form (A2/B2) im Deutschunterricht eingesetzt.
Die Schüler:innen steigerten sich im folgenden offiziellen Lesetest um durchschnittlich 22 Prozentpunkte. Auch die Lehrkräfte waren überzeugt und die Jugendlichen selbst berichteten, dass sie motivierter und sicherer beim Lesen wurden.
Studie: Johnson, D. (2018). Der Einsatz von Jugendliteratur im schwedischen DaF-Unterricht: Planung-Einsatz-Unterrichtsauswertung.
3. Wer profitiert von Einfacher Sprache? Eine große Studie an deutschen Schulen gibt Antworten
In einer breit angelegten Untersuchung an deutschen Gymnasien (über 1300 Schüler:innen) zeigte sich:
Einfachere Versionen literarischer Texte wurden vor allem von den Schülerinnen bevorzugt,
- die selten freiwillig lesen,
- schlechtere Deutschnoten haben oder
- sich selbst nicht als Leser*innen wahrnehmen.
Diese Jugendlichen fanden in der vereinfachten Version Zugang zu Literatur, wo das Original sie abgeschreckt hätte.
Interessant dabei: Wurde der Text auditiv vorgespielt, verschwanden diese Unterschiede – ein Hinweis auf das Potenzial von Hörbüchern in Einfacher Sprache.
Studie: Brüggemann, J., Stark, T., & Fekete, I. (1949). Ansprechende Lektüren. Empirisch gestützte Ansätze zur Erklärung von Unterschieden in der Wirkung von (vereinfachten) literarischen Texten. Sprache als Herausforderung-Literatur als Ziel: Kinder-und jugendliterarische Texte und Medien als Ressource für sprachsensibles Handeln-Teil 2, 205.
Fazit: Einfache Sprache ist keine Vereinfachung von Bildung – sondern eine Öffnung
Die Studien zeigen: Einfach geschriebene Bücher sind kein „Lesen light“, sondern ein Schlüssel zur Teilhabe. Sie fördern Lesekompetenz, bauen Hemmschwellen ab und machen Literatur zugänglich – für Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen.
Und das ist genau, was wir wollen: Lesefreude ermöglichen – für alle!
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