Ellbogen
Hazal ist fast 18 und lebt mit ihrer türkischen Familie in Berlin.
Sie und ihre Freundinnen fühlen sich dort nicht zu Hause. Nicht in Berlin, und nicht in ihren Familien.
Die Mädchen jobben und hängen rum.
Sie haben keine Ahnung, wie ihre Zukunft aussehen soll.
Wir stolpern zurück zum S-Bahnhof.
Gül schimpft die ganze Zeit laut vor sich hin.
Elma und ich schweigen.
Ich habe Wut im Bauch.
Genau wie Elma.
Ich kann ihre Wut spüren.
Sie wächst und wächst.
In dem Roman Ellbogen schreibt die junge Autorin über die Lage vieler junger Menschen in Deutschland mit ausländischen Wurzeln. Sie sind zerrissen zwischen dem, was ihre Familien von ihnen erwarten, und ihren eigenen Wünschen.
Lesen Sie hier die ersten Kapitel aus Ellbogen! Ausschließlich zum Gebrauch als Leseprobe. Alle Rechte vorbehalten.
Zubehör: Lesebegleitheft
Autor/-in: | Fatma Aydemir |
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Seitenzahl: | 96 |
Buchauswahl: | Roman oder Erzählung |
Leseniveau: | B1 |
Sprache: | Deutsch |
Themen: | Erwachsenwerden, Frauen, Neue Heimat |
Zielgruppe: | Erwachsene, Jugendliche |
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December 11, 2020 12:00
Damit auch Menschen mit geringer Literalität mitreden können
Ohne Plan, ohne Perspektive
Fatma Eydemir: Ellbogen
2017 erschien mit Ellbogen der erste Roman von Fatma Eydemir. Er handelt von der Orientierungs- und Chancenlosigkeit der jungen Hazal mit türkischen Wurzeln, die zwischen der traditionellen Welt ihrer Eltern und der fremdenfeindlichen deutschen Welt ihre Weg sucht. Der Roman ist jetzt in kurzer Fassung in Einfacher Sprache erschienen.
Hazal ist fast 18 und lebt mit ihrer türkischen Familie in Berlin. Sie und ihre Freundinnen fühlen sich dort nicht zu Hause, nicht in Berlin, und nicht in ihren Familien. Die Mädchen jobben und haben keine Ahnung, wie ihre Zukunft aussehen soll, denn eines ist klar: mit ihrer türkischen Herkunft haben sie nicht einmal Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Als Hazal sich mühsam das Recht von ihren Eltern erstreitet, abends mit ihren Freundinnen einen Club zu besuchen und den Mädchen dort aus reiner Fremdenfeindlichkeit der Zutritt verwehrt wird, kommt es zu einem Gewaltausbruch.
Wir stolpern zurück zum S-Bahnhof.
Gül schimpft die ganze Zeit laut vor sich hin.
Elma und ich schweigen.
Ich habe Wut im Bauch.
Genau wie Elma.
Ich kann ihre Wut spüren.
Sie wächst und wächst.
Mit dem Roman greift die junge Autorin die Lage junger Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland auf. Allzu widersprüchlich sind die Erwartungen ihrer Familien, die eigenen Wünsche und die Chancen, die ihnen tatsächlich eingeräumt werden.
In seiner Buchbesprechung im Feuilletonscout vom 15.4.2018 bezeichnet Carsten Schmidt das Werk als einen wichtigen Meilenstein. Er schreibt: „In diesem Genre wird man noch in vielen Jahren wenige Bücher finden, die in ähnlicher Brisanz und Deutlichkeit das Bild von Türken, Frauen, Deutschen und Jugendlichen in der heutigen Zeit darstellt. Und tausende Lehrer in Deutschland täten gut daran, den verstaubten, abstrakt verkopften, überschätzten „Fänger im Roggen“ endlich beiseite zu legen und dafür „Ellbogen“ zu unterrichten.“
Die Veröffentlichung des Romans in Einfacher Sprache macht Sinn, damit auch Menschen mit geringer Literalität mitreden können. Das mag auf Migranten der ersten und zweiten Generation mit Deutsch als Zweitsprache zutreffen, aber ebenso auf Deutsche mit geringer Bildung oder Leseschwierigkeiten.