Drei Schritte zu dir

„Drei Schritte zu dir“ erzählt die Geschichte von zwei an Mukoviszidose erkrankten Teenagern, deren Leben durch die stark lebensverkürzende Krankheit beherrscht wird und die sich während eines Klinikaufenthaltes ineinander verlieben. Während Stella alles daran setzt, ihre Krankheit zu kontrollieren, indem sie die Vorgaben und Regeln genau befolgt und sogar eine App zur Medikamenteneinnahme entwickelt hat, möchte Will einfach nur sein Leben genießen. Da Will sich zusätzlich mit dem Burkholderia cepacia Bakterium infiziert hat, ist seine Prognose weitaus schlechter als die von Stella. Durch diese zusätzliche Infektion steht ihm
keine neue Lunge zu und er muss sich von anderen „Mukos“ fernhalten. Der gebotene Abstand zwischen den beiden Teenagern und deren stark einschränkende Krankheit steht im Mittelpunkt des Buches. Die Tragik des gebotenen Abstands sowie die tödliche Gefahr füreinander stehen der jungen Liebe im Wege. Zudem berücksichtigt die Geschichte auch das soziale Umfeld der beiden, so dass die Lesenden einen Gesamteindruck bekommen, wie sich die schwere Krankheit auf die beiden Jugendlichen, auf deren Familien und Freundschaften auswirkt. Themen wie der nahende Tod, Verlust von Angehörigen und Freunden, Pubertät, Gefahren und Risiken im Alltag sowie die Grenzen der Medizin sind Teil der Geschichte und werden sehr anschaulich dargestellt. Aber auch kleine glückliche und spaßige Szenen haben im Handlungsverlauf ihren Platz, so dass es immer wieder Momente zum Aufatmen gibt.
Die berührende Geschichte „Drei Schritte zu dir“ zeichnet sich im Original durch die Besonderheit aus, dass der Text und der bekannte Film gleichzeitig entwickelt wurden. So sind die geschriebene und die filmische Ausgabe sehr eng aneinander angelehnt. Lediglich der
Schluss variiert ein wenig. Das vorliegende Buch orientiert sich an der geschriebenen Vorlage und hält auch dieses Ende vor.
Der gesamte Text ist laut Verlagsangabe in einfacher Sprache geschrieben. Er besteht größtenteils aus kurzen Hauptsätzen, neben einigen einfachen Nebensatzkonstruktionen und Ellipsen. Mitunter überschreitet die Satzlänge die Zeilenlänge, so dass der Leser bzw. die Leserin mit Zeilenumbrüchen inmitten von Sätzen umgehen muss. Mit einem Satz schließt jedoch auch jeweils die Lesezeile, so dass Satzanfänge immer zu Beginn einer neuen Zeile stehen. Es werden alle Satzarten sowie die wörtliche Rede verwendet. Dies lässt die Erzählung sehr lebendig wirken. Durch die Redebegleitsätze ist meist gut zu erkennen, wer gerade spricht. Allerdings ist hier für ein flüssigeres Lesen die Kenntnis der entsprechenden Satzzeichen und der Möglichkeit der unterschiedlichen Positionierung der Redebegleitsätze hilfreich. Der Text wird seitens des Verlags auf A2-B1-Niveau eingestuft.
Am Ende des Buches findet sich ein Glossar, in dem einige Fachbegriffe, Fremdwörter, weniger gängige deutsche Wörter sowie Anglizismen erklärt werden. Allerdings kann man hier nicht auf Vollständigkeit vertrauen. Es gibt darüber hinaus noch eine Menge Begriffe, die in der Sekundarstufe im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation nicht allen Schülern und Schülerinnen vertraut sein dürften (seufzen, bestärken, zäh, röcheln, Direktheit, ironisch, usw.). Die im Glossar erklärten Wörter sind durch Unterstreichung im Text gekennzeichnet.
Die Kapitelüberschriften beginnen jeweils mit dem Namen eines der beiden Protagonisten. Der Name zeigt an, aus welcher Perspektive das folgende Kapitel geschrieben ist. Der ständige Perspektivwechsel fordert zwar einerseits heraus, lässt die Lesenden aber dafür umso tiefer in die Gefühlswelt der beiden Jugendlichen einsteigen. Auf Grund der gänzlich unterschiedlichen Persönlichkeitsstruktur gehen nämlich beide völlig anders mit ihrer Erkrankung um und haben auch verschiedene Vorstellungen darüber, was ihnen vom Leben übrigbleiben und was handlungsleitend sein soll. Durch das gegenseitige Kennenlernen lässt sich im Verlauf der Handlung eine Entwicklung der beiden Persönlichkeiten feststellen, die über die zwei unterschiedlichen Perspektiven ganz besonders deutlich wird.
Insgesamt umfasst das Buch 151 Seiten, davon nehmen das Glossar sowie Inhaltsverzeichnis und weitere Angaben 12 Seiten ein. Die Kapitel sind zwischen einer und sechs Seiten lang.
Fazit
„Drei Schritte zu dir“ ist eine äußerst berührende Lektüre, die auch durch das Verwenden Einfacher Sprache nicht an Emotionalität verliert. Die Geschichte eignet sich meines Erachtens für den Einsatz im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, allerdings muss man sich dessen bewusst sein, dass die Schülerinnen und Schüler hier mit einem sehr schweren Thema konfrontiert werden, das durch die jugendlichen Protagonisten zusätzlich eine besondere Tiefe und Nähe bekommt. Die Schülerinnen und Schüler müssen also sehr eng begleitet und ggf. aufgefangen werden.
(Noëlle M. Soerensen von der Fachkommission der KMK zur Überprüfung von Lehr- und Lernmitteln
für den Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation)